Was tun, wenn das Kind nicht liest

Der erste Schritt in dem Moment, wenn Sie beobachten, dass ihr Kind gar nicht liest und Sie das als Defizit einschätzen: nur keine Panik. Bevor sie beginnen, sich Sorgen zu machen, überdenken Sie erstmal ganz normale Ursachen. Herrscht einfach zu viel Unruhe, ist keine Rückzugsmöglichkeit vorhanden, gibt es schlicht zu viel Angebote ringsherum? Oder noch einfacher, braucht es besseres Licht zum Lesen oder vielleicht eine Brille?

Der nächste Schritt könnte sein, mit der Lehrperson über ihre Beobachtung zu sprechen, vielleicht muss man sich gar keine großen Sorgen machen. Erst danach wäre es angezeigt, sich über weitergehende professionelle Hilfe Gedanken zu machen und Kinderarzt, Kinderpsychologen, Ergotherapeuten oder Logopäden in Erwägung zu ziehen. Wie in allen anderen Lebensbereichen ist es dann ein langer Weg zum Termin, zur richtigen Diagnose und schließlich zur Therapie. Eine der häufigsten Diagnosen bei Lese und Rechtschreibproblemen ist die sogenannte „Leserechtschreibschwäche“ oder Legasthenie. Eben wegen der Häufigkeit gibt es in diesem Fall aber sehr verbreitete und erprobte Hilfsangebote.

Bei der Legasthenie handelt sich um eine Beeinträchtigung schulischer Fertigkeiten, die beseitigt werden kann. Durch professionelle Förderung können LRS oder Legasthenie deutlich gemildert oder sogar gänzlich behoben werden. Häufig wird Kindern und Jugendlichen mit LRS schulische Förderung angeboten. Hier handelt es sich jedoch meist nicht um eine wirksame Förderung im eigentlichen Sinne. Viele Schulen sind an dieser Stelle allein schon aufgrund von Personalmangel in ihren Möglichkeiten begrenzt. Eltern sollten deshalb vor einer Entscheidung stets prüfen, ob es sich bei der angebotenen Förderung tatsächlich um eine professionelle, individuelle und gezielte Form der Unterstützung handelt. 

Voraussetzung für einen Fördererfolg ist eine Diagnostik auf wissenschaftlicher Basis, die ermittelt, wo die Stärken und Schwächen des Kindes liegen. Anschließend muss ein Förderplan erstellt werden, der exakt auf die Ergebnisse dieser Förderdiagnostik abgestimmt ist. Wichtig ist auch, dass der Förderunterricht von einem erfahrenen Pädagogen durchgeführt wird und mindestens zweimal pro Woche für zwei Unterrichtsstunden stattfindet. Für Kinder und Jugendliche mit LRS oder Legasthenie sollte der Unterricht, neben den Fähigkeiten im Lesen und Schreiben, auch die phonologische Bewusstheit stärken. Nur selten können Schulen all dies leisten. 

https://www.los.de/ratgeber-fuer-lrs/legasthenie/rechtschreibstoerung

Kein Zwang: Das Wichtigste ist, dass Sie Ihr Kind niemals zum Lesen zwingen. Lesen darf weder eine Strafe noch ein Zwang sein. Kinder und Jugendliche gehen durch Phasen, in denen sie nicht lesen wollen. Seien Sie aber beruhigt, wer einmal von der Magie der Geschichten angesteckt wurde, kommt früher oder später dorthin zurück.