Regelmäßiges Vorlesen, z.B. eine Gute-Nacht-Geschichte, ist der beste und verbreitetste Einstieg in die Leseförderung. Besonders wichtig ist es, dies regelmäßig zu tun und sich neben dem reinen Vorlesen zusätzlich Zeit zu nehmen, um sich mit dem Kind über die Geschichte auszutauschen, die Geschichte eventuell neu zu erzählen, gemeinsam ein anderes Ende zu erfinden usw. So wird das Vorlesen zu einer Interaktion, an der der Autor, der Vorleser und das Kind beteiligt sind.
Dabei bedeutet Vorlesen nicht, dass der Erwachsene die Geschichte liest und das Kind schweigend zuhört. Studien zeigen, dass der sprachfördernde Effekt besonders hoch ist, wenn man während des Vorlesens mit dem Kind in einen Dialog tritt. Zusammen können die Illustrationen angeschaut werden, über die Gefühle der Personen nachgedacht werden oder über den möglichen Fortgang der Geschichte gesprochen werden.
Gerade wenn man mit dem Vorlesen anfängt, sollte das Leseangebot vielfältig sein, allein schon um auszuprobieren, was für das Kind passt. Sind es Sachbücher, Märchen, spannende Abenteuer, lustige Geschichten oder vielleicht sogar Gedichte und Reime?
Mit der Zeit bilden sich für das Kind passende, eigene Themen oder Helden heraus, zu denen man immer wieder zurückkehrt. Die Wiederholung schafft Sicherheit und Identifikation. Für Eltern ist das bisweilen ermüdend, denn wer will die Geschichte vom Grüffelo ernsthaft das hundertste Mal lesen? Mit der Zeit können aber auch Themen ausprobiert werden, die über den bestehenden Horizont hinausgehen, das Kind aber auch nicht überfordern sollten, wie z. B. Trennung, oder Tod und Trauer.
Richten Sie sich mit ihrem Kind zu Hause einen ruhigen, gemütlichen Leseplatz ein oder reservieren Sie immer den gleichen Platz für das gemeinsame Lesen im Kinderzimmer oder im Wohnzimmer, je nachdem, wo man am wenigsten gestört wird. Einen Platz, an dem man zur Ruhe kommen kann, wo man die Bücher in der Nähe deponiert, um sie dort gemeinsam auszuwählen und wo man sie nach dem Lesen auch wieder einräumen kann.
Vorlesen sollte regelmäßig geschehen. Lieber sollte man jeden Tag für 10 Minuten vorlesen, als einmal pro Woche eine Stunde. Bücher werden so zu einem Teil des Alltags und die Vorlesezeit ein geliebtes Ritual, dass das Kind nicht mehr missen will.
Setzen Sie das Vorlesen auch noch fort, wenn das Kind bereits selbstständig lesen kann. Schließlich sollte die Anstrengung, die das Kind ins Lesenlernen investiert, nicht dadurch bestraft werden, dass die geliebte Vorlesezeit wegfällt. Sobald das Kind einigermaßen flüssig lesen kann, können sich Erwachsener und Kind beim Vorlesen sogar abwechseln. Eine Verlage bieten dazu spezielle Bücher an, bei denen sich die Textteile für Erwachsene und Kinder abwechseln.