Zum Lesen lernen gehören 5 Stufen – beginnend bei der Lesebasis bis hin zur Lesereflexion. Jede einzelne Stufe muss beherrscht werden, bevor die nächste Stufe erklommen werden kann. Rückt ein Kind eine Stufe weiter, bevor diese Stufe gut abgesichert ist, oder überspringt gar eine Stufe, dann treten oft Leseschwierigkeiten mit den typischen Symptomen von Leseschwäche auf. Kindern, die davon betroffen sind, kann man nur helfen, wenn sie zurück auf die vorangegangene Stufe gehen und diese ordentlich lernen.
1. Lese-Basis
Bis zum fünften Lebensjahr werden die notwendigen Fertigkeiten fürs Lesen erworben. Das sind einerseits die visuelle Wahrnehmung und die phonologische Bewusstheit, d.h. das Kind muss Laute erkennen und differenzieren können. Dies können Kinder schon im Vorschulalter erlernen z.B. Figuren unterscheiden, Silben klatschen oder Reimwörter erkennen und selbst erfinden.
2. Lese-Techniken in der Schule
In der Schule werden die Kinder die einzelnen Buchstaben kennen lernen, sie sprechen lernen und die einzelnen Buchstaben zu Wörtern zusammenbauen. Das Zusammenschleifen der einzelnen Buchstaben zu einem Wort und die anschließende Worterkennung kann nur erfolgen, wenn die Basis beherrscht wird.
3. Lese-Sicherheit
Die Schüler vertiefen nun das Lesen. Jetzt benötigen sie Leselernbücher, die sie verstehen und die ihnen Spaß machen, denn Lesen lernt man nur durchs Lesen. Nur wer versteht, was er liest, liest mehr! Gerade in dieser Phase ist es wichtig, den Kindern die richtigen Bücher zu präsentieren, damit ihr Lesehunger passend gestillt wird.
4. Lese-Verständnis: Texte machen Sinn
Dass Kinder sich bis zu dieser Stufe vorgearbeitet haben, ohne dass sie vorher verstanden haben, was sie gelesen haben, das kommt vor, ist aber eher die Ausnahme. Viele Kinder bleiben auf der Strecke, wenn ihnen in der 3. Stufe zu schwere Leselernbücher angeboten wurden. Hier muss man ausprobieren, was passt.
5. Lese-Reflexion: Text und Kontext
In dieser Stufe können Schüler Inhalte zusammenfassen und Informationen aus dem Text ziehen. Durch einfache Fragen kann man herausfinden, ob die Kinder wirklich verstanden haben, was sie gelesen haben, oder was man ihnen vorgelesen hat. Jetzt entwickelt sich die Lesekompetenz. Nun kann man Leselernbücher der höheren Stufen einsetzen und die Kinder beginnen, sich mit Freunden oder den Eltern über gelesene Bücher zu unterhalten.
Die Komplexität des Lesens
Wie komplex Lesen dann im Endeffekt eigentlich ist, muss man sich immer wieder vor Augen führen. Nach vier Jahren Schule können Kinder schließlich im Normalfall:
Damit dies alles möglich wird, braucht es vielfache Leseanreize und Angebote, um das in der Schule Gelernte zu erreichen und zu festigen, eigene Leseinteressen zu bilden und zu vertiefen.
Die kleine Broschüre „Das Lesen anregen, fördern und begleiten“ von Andrea Bertschi-Kaufmann (Kallmeyer 2006) bietet dazu wirklich sehr einfache und einprägsame Anregungen und Ideen für Eltern, Erzieher und Lehrer.